Aktuelle Studien zur LDR-Brachytherapie bei lokalem Prostata-Karzinom mit niedrigem und mittlerem Risiko
Studien zur LDR-Brachytherapie bei lokalem Prostatakarzinom stellen heraus, dass die Seedimplantation als Behandlungsform und in Kombination mit anderen Behandlungsformen die Überlebensraten von Patienten mit niedrigem oder mittlerem Risiko deutlich erhöhen und dem Wiederkehren des Tumors erfolgreich entgegenwirken ohne unerwünschte Nebenwirkungen zu verursachen.
Ausserdem werden weitere Vorteile dieser Therapieform, wie die Akzeptanz bei Patienten, hervorgehoben da diese Art der Krebsbehandlung nicht mit aufwändigen, risikobehafteten Eingriffen oder einem zeitaufwendigen Therapieverlauf mit vielen Einzelsitzungen verbunden ist.
Seeds
Lose Seeds für die Behandlung von Prostatakrebs und Gehirntumoren. Erhältlich sind die Quellenmodelle I25.S17plus und I25.S06. Beide Modelle sind sichtbar unter Ultraschall, Röntgen, MRT, Fluoroskopie und CT. Während I25.S17plus einen schweren Silbermarker enthält und auf gute Sichtbarkeit unter Röntgen, MRT und Fluoroskopie ausgerichtet ist, enthält I25.S06 einen dünnen Goldmarker für die verbesserte Sichtbarkeit unter CT. Die Seeds bestehen aus Material in Implantatgüte und wurden auf Biokompatibilität getestet.
Seedketten und Schneidegeräte
Seedketten sorgen für verbesserten Halt und eine präzisere Platzierung der Seeds im Gewebe, insbesondere bei der Implantation einer hohen Anzahl von Seeds. Unsere Seedketten enthalten lose Seeds und Abstandshalter, umschlossen von einer Monofilamentstruktur. Die Ketten können mit den Seeds I25.S17plus und I25.S06 beladen werden und werden in abgeschirmten Magazinen mit maximal 70 Seeds geliefert. Mit der IsoStrand® Schneidevorrichtung können die Seedketten passgenau und strahlengeschützt zugeschnitten werden.
Mick®-Applikatoren
Die Applikatoren von Mick ermöglichen eine äusserst präzise Platzierung von losen Seeds im Gewebe. Durch Manchester-Prinzipien der Quellenplatzierung kann mit dem Mick® TP Applikator eine Anpassung der Seedplatzierung während der Implantation vornehmen und so auf Änderungen von Grösse und Position reagieren und die Behandlung ohne Unterbrechung ändern. Auch die Strahlungsexposition von Anwender und Mitarbeitern wird durch die Verwendung des Mick® Applikators deutlich reduziert. Der Mick®TPV Applikator ermöglicht zusätzlich die direkte Auswahl der Abstände zwischen den Seeds. Möglich ist ein Abstand von 3,75 mm, 4,0 mm, 5,0 mm, 5,5 mm, 6,0 mm sowie die neutrale Position „N“. Für die Applikatoren sind auch Magazine zum Schutz vor Strahlenexposition und Sterilisierungs- und Lagerkassetten erhältlich.
Nadeln
Die IsoCord®-Nadeln zur Vor und Nachbeladung von Seeds und Seedketten sowie für Prostata- Targeting, -Zugang und –Fixierung ermöglichen durch die abgeschrägte Spitze eine gute Lenkbarkeit und dadurch eine präzise Nadelführung
Neue schweizer Studie zur Seed-Implantation bei lokalem Prostatakarzinom mit niedrigem Risiko
Die LDR-Brachytherapie ist eine anerkannte und hochkurative Behandlungsmöglichkeit bei Prostatakarzinomen mit niedrigem Risiko. In einer neuen, prospektiven Kohorten-Studie von Schweizer Medizinern aus dem Jahr 2020[1] wurde nun untersucht, welche Langzeit-Behandlungsergebnisse in der LDR-Brachytherapie bei lokal begrenzten Prostatakarzinomen mit geringem Risiko erzielt werden und mit welchen onkologischen und funktionellen Resultaten zu rechnen ist.
Insgesamt stellen die Autoren der Studie der LDR-Brachytherapie ein gutes Zeugnis aus: Auch zehn Jahre nach der Behandlung sind schätzungsweise 85 % der Patienten mit Prostatakarzinom ohne Rückfall. Die Gesamtüberlebensrate ist hoch und das Nebenwirkungsprofil im Vergleich zu den Behandlungsalternativen günstig. Im funktionellen Bereich werden gute Ergebnisse erzielt, auch wenn bei der Erektionsfunktion mit Einbussen zu rechnen ist. Der verhältnismässig geringe Behandlungsaufwand und der hohe Behandlungskomfort für den Patienten sprechen ebenfalls für die LDR-Brachytherapie.
Untersuchungsgegenstand waren die Daten von etwa 1300 Männern mit Prostatakarzinom, wobei ein Grossteil der Patienten zu Beginn der Behandlung ISUP-Grad 1 aufwies (77,2%). ISUP-Grad 2 lag bei 18,2% der Patienten vor, bei den restlichen Patienten lag ISUP-Grad 3 oder höher vor. Implantiert wurden bei allen Patienten Iod-125-Seeds, pro Patient durchschnittlich 55 Stück. Die CT- bzw. CT-/MR-basierte Dosimetrie wurde sechs Wochen nach der Seed-Implantation durchgeführt. Die Nachuntersuchungen wurden zwar nicht bei allen Patienten langfristig durchgeführt, etwa 25% der Teilnehmer konnten aber über einen Zeitraum von mehr als sieben Jahren konstant untersucht werden. Im Durchschnitt nahmen die Patienten über einen Zeitraum von 37,1 Monaten an den Nachuntersuchungen teil.
Studienergebnisse zu Gesamtüberlebensrate und funktionellen Nebenwirkungen
Die Studie zeigt sehr gute Ergebnisse bei der Gesamtüberlebensrate der Patienten. Der Wert für das 3-Jahres-Überleben liegt bei 99,8%, nach sieben Jahren sinkt der Wert leicht auf 98,3%. Unbedingt zu berücksichtigen ist dabei die Tatsache, dass bei keinem der verstorbenen Patienten das Prostatakarzinom ursächlich für das Versterben war. Die Überlebensrate nach Schätzungen gemäss der Kaplan-Meier-Methode ohne biochemischen Rückfall beträgt 96,3% nach drei Jahren, 93,1% nach fünf, 91,5% nach sieben und 85,0% nach zehn Jahren.
Insgesamt lässt sich eine sehr hohe Gesamtüberlebensrate, insbesondere bei Prostatakarzinomen mit niedrigem Risiko, feststellen. Dies gilt auch für das Rückfall-Risiko: Patienten mit Tumoren niedrigen Risikos (Gleason-Score max. 3+4/ISUP-Grad 2 und initialer PSA-Wert < 10 ng/ml.) sind im Vergleich zu Patienten mit mittlerem oder hohem Risiko deutlich weniger gefährdet: Das Risiko für einen Rückfall ist in der Gruppe mit höherem Risiko 2,4mal höher.
Insgesamt lässt sich eine sehr hohe Gesamtüberlebensrate, insbesondere bei Prostatakarzinomen mit niedrigem Risiko, feststellen. Dies gilt auch für das Rückfall-Risiko: Patienten mit Tumoren niedrigen Risikos (Gleason-Score max. 3+4/ISUP-Grad 2 und initialer PSA-Wert < 10 ng/ml.) sind im Vergleich zu Patienten mit mittlerem oder hohem Risiko deutlich weniger gefährdet: Das Risiko für einen Rückfall ist in der Gruppe mit höherem Risiko 2,4mal höher.
Funktionelle Nebenwirkungen
In der Studie war hinsichtlich funktioneller Parameter für Erektion und Miktion zu Beginn der Behandlung eine Verschlechterung festzustellen. Diese Verschlechterung war allerdings nicht von Dauer, nach durchschnittlich drei Jahren näherten sich die Werte bei maximalem Flow und Restharnmenge wieder den Ausgangswerten an. Die Erektionsfunktion erholte sich allerdings meist nicht vollständig, sodass sich der Grad der Erektionsstörung von leicht zu moderat verschob.
Hervorzuheben ist dabei, dass die funktionellen Beschwerden der Patienten in vielen Fällen bereits vor der Seed-Implantation vorlagen, wenn auch teilweise in abgeschwächter Form. Das Bestehen funktioneller Beschwerden vor dem Eingriff ist demnach mit einem erhöhten Risiko für funktionelle Probleme nach der Implantation verbunden.
Insgesamt traten bei 4,7% der Patienten schwere Funktionsstörungen im Urogenital-trakt auf, bei weiteren 0,4% im Gastrointestinaltrakt. Keiner der Patienten litt hingegen unter dermatologischen Nebenwirkungen oder Muskel-Skelett-Erkrankungen infolge der Behandlung.
Geringerer Behandlungsaufwand
Auch der geringere Behandlungsaufwand der LDR-Brachytherapie sollte nicht ausser Acht gelassen werden. Mit einer einmaligen Behandlung, die oft ambulant durchgeführt werden kann, wird dem Patienten die Teilnahme am Alltag ohne Unterbrechung ermöglicht, der Behandler schont wichtige Ressourcen. Auch eine intensivmedizinische Überwachung ist nach dem Eingriff nicht erforderlich.
Fazit
Insgesamt stellen die Autoren der Studie der LDR-Brachytherapie ein gutes Zeugnis aus: Auch zehn Jahre nach der Behandlung sind schätzungsweise 85 % der Patienten mit Prostatakarzinom ohne Rückfall. Die Gesamtüberlebensrate ist hoch und das Nebenwirkungsprofil im Vergleich zu den Behandlungsalternativen günstig. Im funktionellen Bereich werden gute Ergebnisse erzielt, auch wenn bei der Erektionsfunktion mit Einbussen zu rechnen ist. Der verhältnismässig geringe Behandlungsaufwand und der hohe Behandlungskomfort für den Patienten sprechen ebenfalls für die LDR-Brachytherapie.
Bei vielfältigen zur Wahl stehenden Behandlungsmethoden bietet die LDR-Brachytherapie einige Vorteile für den Patienten im Vergleich zu anderen Verfahren[2]:
Perkutane Strahlentherapie
Bei der perkutanen Strahlentherapie sind ebenfalls häufig unerwünschte Nebenwirkungen zu beobachten. Möglich sind etwa Entzündungen von Blase und Darm, sowohl akut als auch als Spätfolgen, die mitunter erst Jahre später auftreten. Bis zu 60% der Patienten klagen nach der perkutanen Strahlentherapie bei Prostatakarzinom über Potenzprobleme, auch Inkontinenz kann infolge der Behandlung auftreten. Diese Beschwerden sind zwar insgesamt seltener zu beobachten als bei der radikalen Prostatektomie, treten aber häufiger auf als bei der Behandlung mittels Seed-Implantation.
Radikale Prostata-Entfernung
Die radikale Prostata-Entfernung ist häufig die letzte Wahl bei Prostatakarzinomen. Zwar zeigt sie bei fortgeschrittenen und komplexen Erkrankungen mit erhöhtem und hohem Risiko gute Behandlungserfolge, vor allem hinsichtlich der Gesamtüberlebensrate. Das Risiko für unerwünschte Folgeerscheinungen ist jedoch hoch: Viele Patienten klagen über Impotenz und Harninkontinenz in Folge des Eingriffs. Eine vorübergehende Harninkontinenz tritt bei ca. 50% der Patienten auf, bei 5-10% der Patienten ist die Harninkontinenz sogar dauerhaft. Besonders hoch ist das Risiko für das Auftreten von Störungen der Erektionsfähigkeit: Abhängig von der Ausbreitung des Karzinoms und der Arbeitsweise des Operateurs bleiben bis zu 80% der Patienten dauerhaft impotent. Auch narbenbedingte Verengungen des Blasenhalses, Stuhlinkontinenz und Verletzungen des Enddarms können in Folge einer Prostatektomie auftreten.
Quellen: [1] Viktorin P et al. Long-term oncological and functional follow-up in low dose rate brachytherapy (LDRBT) for prostate cancer: results from the prospective nation-wide Swiss Registry. BJU Int. 2020 Jan. [2] Onko Internetportal: Prostatakrebs - Behandlung im Frühstadium
LDR-Brachytherapie: Seed-Implantation bei Prostatakarzinomen mit mittlerem Risiko erhöht Überlebensrate
Auch bei Prostatakarzinomen mit mittlerem Risiko (Stadium 1-2, Gleason-Score max. 7, PSA < 10 ng/ml) sollte die LDR-Brachytherapie als Behandlungsmöglichkeit in Betracht gezogen werden. Dafür sprechen sowohl die Gesamtüberlebensrate als auch das geringe Auftreten von Nebenwirkungen im Vergleich zu anderen Therapieformen. Sowohl die Grimm-Studie von 2018 als auch die Kohortenstudie aus dem Jahr 2019 belegen die gute Wirksamkeit der LDR-Brachytherapie bei Prostatakarzinom.
Die höhere Patientenzufriedenheit ist ebenfalls ein Argument für die LDR-Brachytherapie, da die Bestrahlung von aussen oder ein operativer Eingriff für den Patienten sowohl körperlich als auch psychisch eine grosse Belastung darstellen. Zudem wird der Behandlungsaufwand minimiert: Die LDR-Brachytherapie kann in den meisten Fällen ambulant und dadurch ressourcensparend durchgeführt werden. Bei der Kombination verschiedener Behandlungsformen kann die LDR-Brachytherapie ebenfalls eine wichtige Ergänzung der Therapie darstellen.
Während die LDR-Brachytherapie aktuell vorrangig in der Behandlung von Prostatakarzinomen Anwendung findet, gibt es einige Untersuchungen, die auch bei Prostatakarzinomen mit mittlerem Risiko auf eine gute Wirksamkeit der LDR-Brachytherapie hinweisen. Sowohl hinsichtlich Gesamtüberlebensrate als auch bezogen auf die Nebenwirkungen zeigt die LDR-Brachytherapie sowohl alleinstehend als auch im Vergleich zu anderen Behandlungsmethoden gute Ergebnisse.
Grimm-Studie aus dem Jahr 2018: Behandlungsergebnisse der LDR-Brachytherapie weltweit
Die Studie einer internationalen Forschergruppe um den Prostataexperten Peter Grimm die im Jahr 2018 durchgeführt wurde, untersuchte und analysierte die Behandlungsergebnisse der LDR-Brachytherapie weltweit, basierend auf wissenschaftlichen Publikationen der Jahre 2000-2010. Folgeuntersuchungen fanden für durchschnittlich 5 Jahre statt. Analysiert wurden 848 von 18 000 Studien mit insgesamt über 52 000 Patienten.
Untersuchungsgegenstand war vorrangig das biochemische progressionsfreie Überleben. Die Ergebnisse der Untersuchung bescheinigen der LDR-Brachytherapie ausgezeichnete Ergebnisse:
Bei Patienten mit niedrigem Risiko waren die Ergebnisse hinsichtlich PSA-freiem Überleben äusserst gut.
Auch bei Patienten mit mittlerem Risiko sind die Behandlungsergebnisse besser als bei der Behandlung mit EBRT oder einem operativen Eingriff. Zudem unterschieden sich die Ergebnisse der alleinstehenden LDR-Brachytherapie nicht von der kombinierten LDR- und EBRT-Therapie. Lediglich bei hohem Risiko werden die besten Ergebnisse durch Kombination verschiedener Behandlungsmethoden erzielt.
Retrospektive Kohortenstudie 2019: Langzeitergebnisse der LDR-Brachytherapie
In einer retrospektiven Kohortenstudie aus dem Jahr 2019 wurden die Langzeitergebnisse der LDR-Brachytherapie bei Tumoren mit mittlerem Risiko mit den Ergebnissen und Langzeitfolgen von EBRT und Prostataektomie verglichen. Durchschnittlich nahmen die Patienten über 10 Jahre an Folgeuntersuchungen teil. Hauptuntersuchungsgegenstand war die biochemische Rückfallfreiheit.
Die 10-Jahres-Ergebnisse sprechen hinsichtlich des Rückfallrisikos eine deutliche Sprache: Zehn Jahre nach der Behandlung waren 80,2% der Brachytherapie-Patienten ohne biochemischen Progress. Bei EBRT und Prostatektomie belief sich die Rate auf 57,1 bzw. 57%. Diese Daten belegen deutlich, dass die LDR-Brachytherapie auch bei Prostatakarzinomen mittleren Risikos eine sehr gute Behandlungsoption ist.
Fazit
LDR-Brachytherapie auch bei Prostatakarzinom mit mittlerem Risiko eine erfolgversprechende Behandlungsmethode die stets in Betracht gezogen werden sollte
Quellen: Grimm P et al. Comparative analysis of prostate-specific antigen free survival outcomes for patients with low, intermediate and high risk prostate cancer treatment by radical therapy. Results from the Prostate Cancer Results Study Group. Urology. 2020 Feb; 136:180-189.